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Handlungsfelder


Handlungsfelder können nach unterschiedlichen Kategorien eingeteilt werden. Welches Vorgehen sinnvoll ist, sollte individuell betrachtet und angepasst werden. Die Ansiedlung der Koordinierungsstelle, die Auswahl der Akteur*innen und ihr Handlungsspielraum kann darauf einen Einfluss nehmen. Handlungsbedarfe werden konkret an die Bedarfe angepasst. Im Folgenden wird eine Möglichkeit der Einteilung aufgezeigt.
 

Infrastruktur und Verkehrsregelung

Im Bereich der Infrastruktur und des Verkehrsangebots liegt der Fokus auf der Gestaltung von Straßen, Wegen und anderen Verkehrsanlagen sowie dem öffentlichen Verkehr. Das Hauptziel ist die Berücksichtigung der Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Das Handlungsfeld kann in verkehrsmittelbezogenen Bereichen unterteilt werden:

Fußverkehr
Im Bereich Fußverkehr steht die sichere Gestaltung der Straßen und Querungsmöglichkeiten im Vordergrund. Zur Förderung des Fußverkehrs müssen Gefahrenstellen erkannt und beseitigt werden. Neben Sicherheitsaspekten spielt auch die Attraktivität eine zentrale Rolle – wird der Weg als angenehm empfunden, bietet Spiel- und Erkundungsmöglichkeiten oder gibt es nicht verkehrsbezogene Gefahren, wie ein bellender Hund im Garten?

Radverkehr
In den Grundschulen ist der Radverkehr noch gering, mit dem Eintritt in die weiterführenden Schulen steigt er an und kann zum Risikofaktor werden. Die Vorhaltung einer guten Radinfrastruktur, sichere Radabstellanlagen sowie die Radfahrausbildung und Radsicherheitstrainings dienen der Förderung des Radverkehrsanteils.

Öffentlicher Personennahverkehr
Besonders im ländlichen Raum kann eine Optimierung der Anbindung und Taktung die Nutzung des ÖPNV-Angebots attraktiver zu machen. Das gilt auch für erschwingliche Tickets für Schüler*innen und Jobtickets für die Lehrkräfte. Auch entsprechende Informations- und Beteiligungsangebote sollten bedacht werden.

Autoverkehr
Das Ziel in diesem Bereich ist die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs sowie des ruhenden Verkehrs im Schulumfeld. Zahlreiche Elterntaxis sorgen täglich für Chaos, indem sie Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen gefährden und den Busverkehr behindern. Der Teufelskreis: je mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto fahren, desto gefährlicher wird die Situation vor Ort. Dadurch steigt wiederum das Unsicherheitsgefühl weiterer Eltern und sie bringen ihre Kinder ebenfalls mit dem Auto. Dieses Mobilitätsverhalten kann mit unterschiedlichen Maßnahmen und Durchhaltevermögen aufgebrochen werden.
 

Organisation und Information

Gute Infrastruktur und Verkehrsangebote funktionieren nur, wenn sie entsprechend genutzt und kommuniziert werden. Deswegen wird die Zusammenstellung von Erkenntnissen der Analysen, Handlungsfeldern und Maßnahmen im Rahmen eines Schulmobilitätsplans oder auch Schulwegplans empfohlen. Der Plan muss leicht verständlich und für alle zugänglich sein. Die Information und Kommunikation über aktive Mobilität gegenüber Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften und Öffentlichkeit stellt eine zentrale Aufgabe der Schulen dar. Für eine gute Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen müssen organisatorische Rahmenbedingungen, wie Arbeitsgruppen und Zuständigkeiten, geschaffen und bei Bedarf angepasst werden. Schulintern sollte eine möglichst große Akzeptanz und Engagement für die Umsetzung und Etablierung des Schulmobilitätsplans erreicht werden.

Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung

Die Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung sind Querschnittsaufgaben und ziehen sich durch alle Bereiche der Handlungsfelder und Maßnahmen. Während die klassische Verkehrserziehung Kindern dahingehend erziehen möchte sich an die autozentrierte Infrastruktur anzupassen, um somit die eigene Sicherheit zu gewährleisten, stellt die Mobilitätsbildung einen ganzheitlichen Ansatz dar. Das Hauptziel ist die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Mobilitätsverhalten und dem der anderen und dessen gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen. Die Ziele von Mobilitätsbildung lassen sich in folgende Bestandteile aufteilen (Grafik):

Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung lassen sich entsprechend verschiedenen Stationen im Leben von Kindern und Jugendlichen unterteilen. Während der Kitazeit findet Mobilität hauptsächlich begleitet statt. Deswegen ist in dieser nicht nur die Mobilitätsbildung der Kinder, sondern auch ihrer Eltern ausschlaggebend. Frühkindliche Prägungen zu einem bestimmten Mobilitätsverhalten werden oftmals im Erwachsenenalter übernommen. In dieser Zeit sollten Kinder Grundlagen eines sicheren Verkehrsverhaltens erlernen und unterschiedliche Mobilitätsangebote kennenlernen. Mittels Lernspiele und motorischen Übungen können Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Verständigungsfertigkeiten gefördert werden.

Mit Übertritt in die Grundschule richtet sich Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung zunehmend an der selbstständigen Mobilität von Kindern aus. Der Bewegungsradius wird größer und Kinder erkunden zunächst zu Fuß, später auch mit Roller und Fahrrad ihre Umgebung. Kinder nehmen sich selbst als Verkehrsteilnehmende war und lernen neben den Verkehrsregeln auch gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung. Sofern Kindern die Freiheit gewährt wird, können sie erste eigene Entscheidungen über die Verkehrsmittelwahl treffen.

Die KMK-Empfehlung von 2012 zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung in der Schule legt einen Standard aufgeschlüsselt in den Primarbereich und Sekundarstufe I und II sowie in Kompetenzbereichen fest. Bildung fällt in Deutschland in die Zuständigkeit der Länder, wodurch die Übernahme der Standards der KMK-Empfehlung in die Rahmenlehrplänen der einzelnen Länder stark variiert. Grundsätzlich gibt es jedoch parallelen bezüglich des Umfangs zwischen den Jahrgangsstufen. Während für Grundschulen Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung im Rahmenlehrplan verankert ist, fehlt die Verankerung in den meisten Bundesländern in der Sekundarstufe. Dieses Defizit kann nur in Teilen durch außerschulische Angebote und Aktionen ausgeglichen werden. Dieser Umstand ist besonders kritisch anzusehen, da das Unfallrisiko mit wachsendem Bewegungsradius und Mobilitätsmöglichkeiten steigen. Die Entfernung vom Wohnort zu weiterführenden Schulen steigt und wird zunächst zunehmend mit dem Fahrrad und ÖPNV, später auch motorisiert mit Mofa und Auto zurückgelegt. Um das Unfallrisiko zu verringern, sollten Schulen das Thema Mobilität und Verkehrssicherheit durchgehend auf ihrer Agenda haben. Auch die Thematisierung von Gruppendynamik, Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung sollte in den Unterricht integriert werden.